FOOLS GARDEN: Captain ... Coast Is Clear

Bei manchen Texten überlegt man lange, ob man einen bestimmten "Aufhänger" wirklich nutzen soll. Im Falle von Fools Garden dürfte gefühlt jeder zweite Schreiberling sich auf diesen "einen, großen Hit" beziehen, den fast alle Menschen mit Bezug zu Popmusik kennen sollten: Lemon Tree. Die Nummer ist von manchen gehasst, von manchen geliebt - ich selbst gehöre tatsächlich eher zu letzteren, wenngleich der Zitronenbaum eher dosiert genossen werden sollte, um eine Übersättigung zu vermeiden.

Ich habe mich nun ganz bewusst dazu entschieden, darauf einzugehen, da ich zu meiner Schande gestehen muss, mich darüber hinaus nie weiter mit dem Schaffen von Fools Garden beschäftigt zu haben. Bis vor kurzem die ersten Vorabsingles zum neuen Album Captain ... Coast Is Clear bei mir aufschlugen und durchaus Neugier auf mehr machten. Nun schließlich durfte ich in die gesamte LP reinhören, und um es vorweg zu nehmen: Ich bin mehr als nur positiv überrascht!

Das Soundspektrum, mit dem Fools Garden aktuell* aufwarten, reicht nämlich von hochkarätigem Synthpop (z.B.Electrify), über melancholische Klänge, die man schon fast als "Dark/Goth" bezeichnen könnte (Shimmering Lights), bis hin zu Indie-Pop-Stücken wie Fire. Richtig Laune macht unter anderem Outta Love - der Song könnte und sollte einige Tanzflächen beschallen und darauf befindliche Leute in Bewegung versetzen. Das anschließende Fireflies setzt dazu einen reduzierten, intensiv-emotionalen Kontrast. Und wenn man wiederum Higher lauscht, wird man auf eine intensive Kopf- und Herz-Reise mitgenommen, die prima zum Titel des Albums passt. Und wer schließlich doch noch Lust auf eine eher fluffige-liebliche Popnummer hat, bekommt auch diese mit dem Liebeslied Beautiful geboten.

Captain ... Coast Is Clear ist ein wundervolles Beispiel dafür, dass man immer neugierig bleiben sollte. Fools Garden werden so oft als "One-Hit-Wonder" verschrieen, was ihnen sicherlich (zu Recht) ziemlich auf den Sack geht. Dabei zieren ihre Geschichte zahlreiche Alben, von denen das neueste zugleich eines der schönsten ist, die ich in den letzten Monaten hören und rezensieren durfte. Ein guter Grund, mich rückwirkend auch mit dem Rest ihrer Discografie auseinanderzusetzen!

* Die vorherigen Alben haben, soweit ich das nach kurzer Rechwerche beurteilen kann, tatsächlich eher jenen leichten Rock-Einschlag, den man durch Lemon Tree vermutet.