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Interview (Musik)Blättern: Vorheriger Artikel | Nächster Artikel

FRAU WOLF: Für mehr Kommunikation

Nachdem sie zunächst in einer Schülerband gespielt und anschließend in anderen Formationen Erfahrungen sammeln konnte, war es für Christina Wolf vor etwa fünf Jahren an der Zeit, ganz eigene musikalische Wege zu gehen. Das Projekt Frau Wolf ward gegründet, in dem sie sich vollkommen frei entfalten und feinen, deutschsprachigen Poprock mit Herz und Hirn präsentieren kann. Einige Jahre wurde vor allem live performt, doch jetzt ist am 31. Januar 2020 mit Legenden lügen nicht das erste Album erschienen. Darüber durfte ich für das SLAM einen Artikel schreiben, wofür ich auch ein Mailinterview mit Frau Wolf führen. Die Saarländerin hatte mir so viel spannendes zu erzählen, dass ich all ihre nicht im Magazin verwerteten Antworten hier nun als Interview präsentieren kann!

Otti:
Gehen wir zunächst mal zu den Wurzeln: Was sind Deine frühesten, musikalischen Erinnerungen und welche Musiker aus deiner Kindheit/Jugend haben dich besonders geprägt?

Frau Wolf:
Da ich aus einem musikalischen Elternhaus stamme, bin ich bereits im Alter von circa sechs Jahren zum ersten Mal mit Musik in Berührung gekommen. Tatsächlich ist meine frühste Erinnerung mein Vater beim Gitarre spielen, der des Öfteren im Wohnzimmer geübt hatte. Die ersten Platten, die ich in meiner Kindheit bewusst zur Kenntnis genommen habe, waren Abbey Road und Revolver von den Beatles. Die Bands, die mich während der ersten Schritte meiner Schülerband beeinflusst haben, waren Silbermond, Die Happy und Pohlmann. Aber auch Einflüsse aus Rap und Hip-Hop, wie Prinz Pi fand ich damals bereits sehr inspirierend.

Frau Wolf
"Wenn man ein kompletter Newcomer und unbekannter Künstler ist, muss man hartnäckig bleiben"

Otti:
Ab wann und durch welche Umstände hast Du gemerkt, dass die Musik fortan eine besondere Rolle im Leben spielen wird?

Frau Wolf:
Rückblickend gab es, um ehrlich zu sein, keinen exakten Zeitpunkt, an dem ich bewusst beschlossen habe, dass die Musik eine besondere Rolle spielen würde. Ich habe seit ich denken kann immer gerne gesungen und mit 14 beschlossen, ein Instrument zu lernen um mich selbst zu begleiten. Das waren aber alles eher Bauch- bzw. Herzensentscheidungen. Ich denke, das ist auch der Grund, wieso ich mir immer meine Leichtigkeit bewahren konnte. Der einzige Punkt, an dem ich bezüglich der Musik bewusst etwas beschlossen habe, war die Entscheidung, eine Band zu gründen und die Kunst nach außen publik zu machen.

Otti:
Auch wenn Frau Wolf Dein Soloprojekt ist, braucht es viel Unterstützung, um so etwas auf die beine zu stellen. In Bezug auf das Album, wer hat Dir bei den Arbeiten daran besonders geholfen?

Frau Wolf:
So ein Projekt alleine zu stemmen ist ein Ding der Unmöglichkeit und ich bin dankbar, dass mir so viele Leute den Rücken gestärkt haben. In erster Linie habe ich vieles mit meinem Bassisten und Co-Songwriter erarbeitet. Die ganzen Punkte wie Management, Merchandise und Booking, aber auch Drehbücher zu Videos liegen in unserer Hand. Eine weitere wichtige Rolle spielt mein Produzent Kurt Ebelhäuser. Es war mir sehr wichtig, die Platte bei jemandem aufzunehmen, der Verständnis und ein Händchen für die Kernaussage und den Klang von Frau Wolf hatte - da war ich bei ihm auf jeden Fall genau richtig. Er hat das Ganze noch um einige Ebenen nach oben gehoben. Auch meine Verlags- und Vertriebspartner haben mir sehr geholfen. Promotion und Marketing erfordern einfach ein Team, das weiß, was es tut, und ich habe das Glück, mit solchen Leuten zusammenzuarbeiten.

Otti:
Was waren allgemein die größten Hindernisse, die Du auf der Reise von der Idee zum fertigen Erstling aus dem Weg schaffen musstest?

Frau Wolf:
Der schwierigste Punkt am Anfang war die Chance von Veranstaltern und Booking-Agenturen als Support-Act auf die Bühne gelassen zu werden. Wenn man ein kompletter Newcomer und unbekannter Künstler ist, muss man hartnäckig bleiben - ich habe auf jeden Fall mehr als eine Mail geschrieben, bis der Stein ins Rollen kam und ich die Songs live präsentieren konnte. Ein weiterer wichtiger Punkt ist auch der finanzielle Aspekt. Musik auf einem professionellen Level zu machen ist extrem kostspielig und da wir alles selbst stemmen mussten, waren auch wirklich kritische Phasen dabei.

Otti:
Metaphern lassen natürlich viel Interpretationsspielraum für den Hörer, was sicher beabsichtigt ist. Aber ist es nicht auch manchmal schade, wenn die Inhalte, die man vermitteln will, ganz anders aufgefasst werden, als sie ursprünglich gemeint sind?

Frau Wolf:
Das empfinde ich gar nicht so. Für mich ist das beste an Texten oder auch der Musik im Allgemeinen, dass sie für jeden den eigenen Interpretationsfreiraum lässt. Ich denke, dass ein Song eine allgemeine Grundstimmung vermitteln sollte, aber welche Erinnerungen oder Gefühle ein Lied final beim Hörer auslöst, lässt sich meiner Meinung nach nicht vorausplanen. Das sind dann ein paar Minuten Musik, in denen jeder für sich ist.

Otti:
Mit anderen Stücken vermittelst Du aber auch klare Botschaften, wie zum Beispiel im Lied Mut oder auch bei Koyoten. Was waren speziell bei diesen Liedern die Momente und Triebfedern, die zu deren Entstehung geführt haben?

Frau Wolf:
Mit Mut wollte ich auf die zunehmende Entfremdung innerhalb unserer Gesellschaft hinweisen. Gefühlt möchte jedes zweite Land in Europa und auch weltweit mehr Mauern bauen und die "rechte" Fraktion findet immer mehr Gehör. Dabei sollten wir meiner Meinung nach wieder mehr aufeinander zu gehen und nicht davor zurückschrecken, schwierige Aufgaben anzunehmen und zu meistern.
Koyoten hingegen ist ein Song, in dem ich sowohl über meine musikalische als auch persönliche Entwicklung, gerade während der letzten fünf Jahre unter Frau Wolf, singe. Da waren so einige Hürden dabei, aber der Fokus liegt darauf, dass ich losgelassen habe, mir den Kopf darüber zu zerbrechen, ob dieses Projekt etwas Großes wird und wie man die Musik den Leuten mundfertig und gefällig verpackt. Authentizität lässt sich nun mal nicht künstlich erzeugen und man kann nicht mehr tun, als man selbst zu sein - auf der Bühne und auch im privaten Bereich.

Otti:
Deine Affinität zur deutschen Sprache erkennt man nicht nur daran, dass Du in Mephisto lacht Goethe aufgreifst. Was sind für Dich die Besonderheiten unserer Muttersprache?

Frau Wolf:
Sprache ist meiner Meinung nach das wichtigste Werkzeug, das dem Menschen mitgegeben wurde. Sie ist in der Lage, Emotionen zu transportieren und kann doch auch, wie in der Wissenschaft, Zusammenhänge und Fakten rational wiedergeben. Unsere jeweilige Muttersprache begleitet jeden von uns seit der Geburt und ist ein wichtiger Bestandteil für den Austausch und die Verständigung mit unserer Umgebung. Deutsch ist eine unglaublich komplexe Sprache, die viel Raum für Kreativität und Details bietet.

Otti:
Du stammst aus dem Saarland, wenn ich das richtig gelesen habe. Viele, die dort aufgewachsen sind, sprechen neben Deutsch auch fließend Französisch. Wie sieht das bei Dir aus, und welche Verbindung hast Du ansonsten zu jenem Nachbarland?

Frau Wolf:
In der Schule hatte ich Französisch drei Jahre lang als Fremdsprache, beherrsche aber leider nur noch die Grundlagen. Für eine kurze Konversation reicht es allerdings. Darüber hinaus gab es bereits einige musikalische Berührungspunkte mit unserem Nachbarland. Ich durfte mit Frau Wolf schon zwei Mal in nahegelegenen Metz spielen, einer wunderschönen Stadt, in der wir herzlich empfangen wurden.

Otti:
Das führt mich zu einem Thema, das stets aktuell und mit dem anstehenden Brexit vielleicht noch ein wenig aktueller ist: Welche Bedeutung hat Europa für Dich?

Frau Wolf:
An dieser Stelle möchte ich mich gerne erneut auf meine Antwort über die Hintergründe zu meinem Song Mut beziehen. Ich persönlich habe das Gefühl, dass gerade Europa zur Zeit immer mehr zerbricht und fast nur noch auf dem Papier besteht. Die Tendenz von Politik und Gesellschaft, Lösungen durch sachliche Kommunikation zu finden und Verantwortung füreinander zu übernehmen, rückt immer mehr in den Hintergrund und wird durch den Bau von Mauern und das Ziehen von Grenzen ersetzt. Dabei bietet Europa die Möglichkeit, die kulturelle Vielfalt der einzelnen Länder hautnah zu erleben, ohne dass dies mit großem bürokratischen Aufwand verbunden ist. Diese Besonderheit sollte meiner Meinung nach mehr Wertschätzung erfahren und erhalten bleiben.

Otti:
Nehmen wir uns nun noch kurz Zeit für einen Rückblick: auf welche Entscheidung in deinem Leben bist Du besonders stolz? Und welche bereust Du?

Frau Wolf:
Die Entscheidung, den Weg als Solokünstlerin zu gehen, hat mir die letzten Jahre die Möglichkeit geboten, mich selbst sowohl musikalisch als auch privat zu finden und weiter zu entwickeln. Da ich bei diesem Projekt von Beginn an alle Entscheidungen eigenständig getroffen habe, konnte ich viel an Erfahrung hinzugewinnen. Letztlich haben mich die positiven und negativen Eindrücke und die Menschen mit denen ich zusammenarbeiten durfte, zu dem Punkt gebracht, an dem ich heute stehe: Das Resultat ist meine erste eigene Platte und die erste eigene Tour und darüber bin ich mehr als glücklich. Da bleibt nicht Vieles zu bereuen.

Otti:
Und zum Abschluss dann einfach mal die Frage: Welche historische Persönlichkeit würdest du gerne mal treffen, und was würdest du mit ihr anstellen?

Frau Wolf:
Meine erste Wahl wäre Charles Darwin, um mit ihm über seine Ideen zur Evolutionstheorie zu sprechen.

Website:
frauwolf.info

Art des Interviews: Email
02/01/20 by Otti
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