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Interview (Musik)Blättern: Vorheriger Artikel | Nächster Artikel

Das Ich

Als ich begonnen habe, dieses Magazin auf der Website einzubauen, war mir recht schnell klar, daß es vier große Bands meiner Jugend gibt, die ich auf jeden Fall mal interviewen möchte. Eine von ihnen ist "Das Ich", die wohl zu den Urgesteinen der deutschen Gothic-Szene gehören, und bis heute zu den wichtigsten Musikern zählen, die diese Szene ausmachen.
An jenem Freitag hatte ich die Gelegenheit, erst eines der genialen Konzerte zu genießen, um anschließend dieses Interview führen zu können. Wohl wissend, daß das heißen würde, die Nacht wird keinen Schlaf für mich bereit halten, habe ich diese Chance genutzt.
Das Interview ist dann auch etwa 2 Uhr Nachts entstanden, und wir saßen in fröhlicher Runde mit Das Ich, Metallspürhunde, drei Interviewteams und ein paar Fans vor der Zeche Carl ...

Otti:
Meine erste Frage, wenn euch ein Schlager-Fan fragen würde "Wer ist Das Ich, und was macht ihr?", was würdet ihr antworten?
Stefan:
Das Gleiche wie Schlager, nur mit anderen Inhalten. Unterhaltung? Unterhaltung machen wir doch alle.
Bruno:
Das ist ne gute Frage. Die oben auf der Ranch, die sind alles Schlager-Fans, und die fragen immer wieder: "Sagt mal, was macht denn ihr da? Ich hab gehört das ist Goschiss, oder was ist das?" "Nein das heißt Gothic, aber gut..." Goschiss, ja das find ich immer voll geil! Das ist dann manchmal schwer, weil die Formensprache des Schlagers ist dann doch sehr eingeschränkt, so daß das dann sehr schwer ist, nem Schlagerfutzi das zu erklären.


"Wenn Du dich zu ernst nimmst, dann mußt Du dich halt erschießen."

Otti:
Euere neue CD "Cabaret" habe ich jetzt leider noch nicht gehört, und deswegen interessiert mich da natürlich, was erwartet mich da, und was ist da besonderes, neues im Vergleich zu den anderen Alben?
Stefan:
Also für mich persönlich ist es das erste Mal, daß wir ein Album gemacht haben, das ich mir im Nachhinein noch gerne anhöre. Es hat mich überrascht, weil ich bei den Aufnahmen nicht wirklich wußte was ich dort reininterpretieren sollte, was ich da für ein Gefühl reinlegen sollte. Wo Bruno mich dann sehr gut angeleitet hat und dann gesagt hat, jetzt reichts. Und als es dann fertig gemischt war, war ich überrascht, daß es schon genügend war. Obwohl ich mir die ganze Zeit gedacht hab ich muß da noch mehr reinstecken. Von daher kann ich es mir jetzt anhören und entdecke jedes Mal noch etwas neues, und das macht Spaß.
Otti:
Also schon fast improvisiert beim Aufnehmen?
Stefan:
Also vom Gefühl her schon. Jein... Wir sind ein eingespieltes Team, und die Improvisation ergänzt sich dann, wenn wir diese Aufnahmen machen.

Otti:
Der limitierten Version liegt ja auch eine DVD bei. Gibts diese DVD auch einzeln erhältlich, oder soll das noch erscheinen? Oder haben alle Leute die die limitierte Box nicht gekauft haben Pech gehabt?
Stefan:
Die haben Pech gehabt.
Bruno:
Haha! *lach* Otti:
Gibts denn noch Exemplare?
Bruno:
Nee, gibts keine mehr. Die ist leider schon ausverkauft.
Otti:
Hab ich mir schon fast gedacht.
Bruno:
Ich meine, das ist dann ja auch ne schöne Sache für treue Fans, die sofort losrennen und sich das holen, die haben dann auch was Besonderes. Die Box ist selber auch sehr schön, also schön groß, größer als normale Boxen, schön farbig, und sehr schön, ja...
Otti:
Und wird demnächst wahrscheinlichbei Ebay zu sehr teueren Preisen erhältlich sein.
Bruno:
Ja, das kann natürlich sein. Aber auf der anderen Seite machst Du natürlich so eine Limitierung, weil Du auch willst, daß es was Besonderes bleibt. Daß es dann hinterher immer so Assis gibt, die das dann zu horrenden Preisen verkaufen...
Stimme aus der Dunkelheit:
Aber ich denke, durchs Internet wird das eh verbreitet.
Bruno:
Du kannst ja auch schon bei Rapid-Share dieses komplette Album inklusive DVD ziehen.
Kain:
Sag das nochmal in die Kamera bitte!
Bruno:
Ja, www... (Name durch allgemeines Gelächter zensiert, Anm.d.Verf. ;)), unsere russische Partnerseite! mp3-db.ru - Juhu! Das Geile ist, wir haben so ne Fanpage in Rußland, www.das-ich.ru, und die ist auch immer superaktuell, und schaut besser aus als unsere Seite, muss man dazu sagen... dauert nur lang bis sie geladen ist, ist ja auch nen weiter Weg... Die haben einen Link, wo man sich unsere Alben direkt alle runterladen kann.
Kain:
Auf Russisch!
Bruno:
Auf Russisch, ja ein bißchen Kyrillisch ist angesagt.

Otti:
Mal zu eueren Texten. Ich will jetzt nicht auf einzelne Texte eingehen, aber allgemein sind die ja doch recht abstrakt gehalten. Stefan, welche Intention steckt dahinter?
Stefan:
In erster Linie, ich denk mal das geht dem Bruno genauso, wenn man Musik macht und Texte schreibt, läßt man etwas von sich persönlich raus, man hat immer ein persönliches Gefühl dabei. Aber man läßt dieses Gefühl, wenn man vernünftig und weitsichtig ist, den Zuhörer nicht so deutlich sehen, daß man sich verrät. Insofern, als daß man sich zu wichtig nimmt, und dann solche Sachen passieren wie zum Beispiel bei Kurt Cobain, der sich erschossen hat, weil er seine Musik zu ernst nahm. Und dann feststellen mußte, daß er mit seiner Musik nichts erreichen kann, keine Welt bewegen kann, die Welt nicht verändern kann. Denn Musik ist ein eigenes Ding, und die hat nichts im kulturellen Sinn, im geistigen oder politischen Sinne zu sagen.
Das ist einfach nur Unterhaltung im Großen und Ganzen. Das nimmst Du mit, meistens als Zuhörer nimmst Du es mit, und entweder es gefällt dir, oder es gefällt dir nicht. Und wenn Du dich zu ernst nimmst, dann mußt Du dich halt erschießen.
Otti:
Naja gut, aber Lieder wie zum Beispiel "Gottes Tod" sind ja von der Thematik her auch sehr Ernst.
Stefan:
So ernst ist das eigentlich gar nicht. Es sollte eigentlich mal im Zillo dazu eine Erklärung von mir veröffentlicht werden, aber die haben sie dann doch zurückgezogen, weil sie ihnen wahrscheinlich zu deutlich war, und insofern schließe ich mich da und und werds nicht verraten.

Otti:
Eine euerer Stärken ist auch die Live-Performance, die ja doch recht abgefahren ist. Wenn man euch jetzt aber so erlebt, und auch hört was andere erzählen, dann seid ihr privat ganz anders. Was passiert, wenn ihr auf die Bühne geht?
Bruno:
Wir haben halt Spaß.
Otti:
Nur Spaß?
Bruno:
Ja, das ist uns ganz wichtig. Wir wollen vor allem auch nicht so ne formatierte Show haben, wie bei den meisten Bands des Genres, wo halt ein paar Nasen auf der Bühne stehen, die so ausschauen, als hätte sie irgendjemand da hingestellt, und sie wüßten gar nicht was sie da zu tun haben. Das ist leider ziemlich verbreitet in der Szene, und da war es uns eigentlich schon immer wichtig, ein Spektakel für uns selbst zu inszenieren, wo wir einfach Spaß dran haben.
Stefan:
Wir lassen uns eigentlich gerne selbst überraschen.
Bruno:
Genau. Zum Beispiel, wenn Stefan dann mal spontan bei "Destilat" ins Publikum verschwindet, das ist bei einem Konzert mit so wenig Gästen kein Problem, aber wenn es dann ein Konzert ist wie in Mexico, vor mehreren tausend Leuten, dann denkt man sich: "Wo ist er denn jetzt? Kommt der noch mal wieder?".

Otti:
Man merkt auch allgemein, daß ihr sehr szenenah seid.
Bruno:
Was heißt szenenah? Wir sind in dieser Szene, das ist unser Zuhause. Das ist einfach für uns ne logische Konsequenz, daß wir uns in dieser Szene bewegen, weil sie uns einfach gefällt. Um so schöner, daß wir in dieser Szene dann auch Musik machen.
Stefan:
Ich möchte auch gerne dazu sagen, daß damals diese Szene in anonymen Zeiten, wo der anonyme Mensch versucht hat sich zu orientieren, seine Richtung zu finden, sich selbst Bedeutung gibt, eine Wertigkeit gibt, da bin ich sehr dankbar, daß diese Szene damals am Entstehen war. Wo ich dann auch ein Stückchen Heimat gefunden habe, wo ich mich wohlfühle. Es gibt viele Szenen in verschiedenen Bereichen, aber ich habe nie eine Szene erlebt, die so friedlich ist, wie die Gothic-Szene. Dieser Frieden beruhigt ungemein, und da fühlst Du dich dann auch gerne heimisch. Da sagst Du dann auch gerne, das ist mein Boden, mein Fußboden.
Bruno:
Das verbindet uns auch mit vielen Leuten in der Szene. Gerade in der Szene gibt es mal, denke ich, sehr viele Leute, die heimatlos sind, was ihr familiäres Umfeld angeht, die ein zerrüttetes Umfeld haben. Wirklich keinen klaren Pol haben wo sie sich festhalten können. Und da gibts viele Menschen , denen diese Szene auch viel Halt in der Beziehung gibt, das finde ich eigentlich sehr schön.

Otti:
Eine Erfahrung die ich auch gemacht hab ist, daß man in der Gothic-Szene auch gut alt werden kann.
Bruno:
Ja das sieht man an uns ja sehr gut. ;)
Stefan:
Danke, ja...
Bruno:
Das hätteste jetzt auch anders verpacken können, das Kompliment! Hättest mich auch fragen können ob ich Corega-Tabs verwende.

Otti:
Eine andere Sache ist, ihr seid zum Beispiel auch mit dem Gothic Aid e.V. in Kontakt und spendet da ab und zu mal was. Wie wichtig sind euch solche Aktionen, und daß man ab und zu auch mal ein wenig allgemeinnützig tätig wird?
Bruno:
Ja, das gehört natürlich auch dazu, sowas macht an immer wieder mal. Man kommt natürlich nicht laufend dazu. Ich meine, das schaut manchmal so relaxed aus, a la "Die Jungs fahren halt in der Gegend rum, haben nen paar Konzerte", aber die ganze Business-Arbeit dahinter ist doch nicht unerheblich, deswegen kommt man nicht laufend dazu Emails zu beantworten, oder auf jede Sache direkt immer einzugehen. Es haut manchmal einfach nicht hin, auch wenn Du es möchtest, weil Du einfach noch 10 Verträge fertigzumachen hast, dahin noch Promo-Fotos verschicken möchtest, dorthin noch Promo-CDs verschicken mußt, da noch ne Anzeige entwerfen mußt, hierfür noch nen Mix machen mußt, hierfür noch nen Master machen mußt...
Das sind so wahnsinnig viele Sachen die man parallel machen muß, und es ist echt schade, daß man für das eigentliche Szeneleben relativ wenig Zeit hat.

Otti:
Ihr beide habt ja "Das Ich" gegründet. Wie seid ihr zusammengekommen, wart ihr vorher schon befreundet?
Bruno:
Ja, wir kennen uns ja seit... Ich sags jetzt mal so, es ist einfach eine zu lange Geschichte um das zu erzählen. Es ist einfach damals so ne Clique gewesen. Es war nicht so wie heute, daß es eine riesige Schwarze Szene gibt, zu unserer Zeit da gab es in Bayreuth so drei, vier Leute, die "schwarz" waren, und die haben sich wirklich dann zusammengerottet.

Otti:
DIe nächste Frage ist obligatorisch. Wie sieht es im Moment mit eueren Zukunftsplänen aus? Gerade ne neue CD, ein paar Auftritte...
Bruno:
Es sind jetzt nicht so viele Auftritte. Wir haben ganz klar für dieses Jahr gesagt, daß wir keine umfangreiche Tour machen werden. Ich habe derzeit auch mit dem Label extrem viel Arbeit, mit den ganzen Bands die jetzt alle rauskommen. Wir werden Ende des Jahres eine schöne Festivaltour machen, ansonsten werden wir zwischenzeitlich im Jahr viele Auslands-Gigs machen. Wir haben Lateinamerika vor uns, wir haben Rußland vor uns und auch noch ein paar andere. Insofern sind jetzt erstmal die Auslands-Konzerte dran, und dann Ende des Jahres diese Festival-Tour.


"Es ist echt schade, daß man für das eigentliche Szeneleben relativ wenig Zeit hat."

Otti:
Gut, dann kommen wir zu meiner Abschlußfrage. Und zwar würde mich mal interessieren, an welchem Ort ihr niemals auftreten wollt?
Stefan:
Im "Weißen Haus"...

Art des Interviews: face2face
05/11/06 by Otti
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