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Interview (Musik)Blättern: Vorheriger Artikel | Nächster Artikel

Superikone

Ich gehe natürlich davon aus, daß ihr meinen Bericht zum Superikone-Konzert bereits gelesen habt, und eigentlich nur noch heißhungrig auf das angekündigte Interview wartet. Eine Einleitung erübrigt sich also... ;)
Wie? Habt ihr nicht? Okay, kurz nochmal zusammengefasst: Da Nightshade seit kurzem ja auch als Booking-Agentur tätig ist, versuchen wir Auftritte für einige interessante Künstler zu organisieren. Einer von ihnen ist Malte, der als Superikone schon seit Jahren die Bühnen dieser Welt unsicher macht, und zumindest mich am letzten Samstag restlos überzeugen konnte. Und damit ihr auch etwas über den Menschen dahinter erfahrt, habe ich ihn auch gleich zum gespräch gebeten. Reicht das jetzt als Einleitung? *gg*

Otti:
Auch wenn es Superikone schon seit etwa 10 Jahren gibt, bist Du vielen unserer Leser noch kein Begriff. Also beschreib doch mal aus deiner Sicht, wer Du bist, was für Musik Du machst, und warum die Leser jetzt weiterlesen sollten.
Malte:
Ganz einfach, ich glaub ich bin einer der wenigen Acts, die man nicht in Schubladen packen kann. Das wird mir auch immer wieder mal vorgeworfen, à la das ist ja nicht richtig Synthiepop, das ist auch nicht Neue Deutsche Welle, das ist nicht dies, nicht das... Den einen ist es zu Oldschool, den anderen ist es zu individualistisch, oder zu technoid. Schon allein das macht Superikone interessant.
Die Texte sind alle in Deutsch gehalten, haben alle eine Aussage. Es lohnt sich einfach, sich damit auseinanderzusetzen. Und das hebt mich von anderen Bands ab, insofern: Weiterlesen!
Otti:
Aber meinst Du nicht, daß andere Bands genau das Gleiche auch für sich beanspruchen?
Malte:
Jein... Spätestens bei der Frage, was macht ihr denn für Musik, kommen so Kombinationen wie Synthpop-Crossover-Heavymetal-Darkcore. Und da scheiß ich drauf.


"Ich finde man muß sich den neuen Medien stellen, das ist völlig in Ordnung."

Otti:
Wenn Du auf die letzten zehn Jahre deines Lebens zurück blickst, was waren für dich die wichtigsten Ereignisse?
Malte:
Die wichtigsten Ereignisse kann ich dir ganz genau sagen. Das war 2004, ist noch gar nicht so lange her, die Geburt meines ersten Sohnes, und 2006 die Geburt meines zweiten Sohnes.
Natürlich gab es noch andere Highlights, abgesehen davon. Zum Beispiel der erste Auftritt von Superikone" in Rumänien, das war 2003. Großes Festival, mit "Das Ich" waren wir unterwegs und Metallspürhunde, das war schon geschmeidig. Alleine die zwei Tage Hinfahrt mit betrunkenen Rock`n`Rollern, das hat schon Spaß gemacht.
Otti:
Da warst Du dabei?
Malte:
Da war ich dabei, ja.
Otti:
Ja, da hab ich letztens mit Metallspürhunde drüber geredet, die haben erzählt, daß sie da auch "Das Ich" erst kennengelernt haben.
Malte:
Ja ganz genau, da waren wir zusammen im Bus und haben uns das eine oder andere Bierchen gegönnt, ich hab viel erlebt, wir haben viel gesprochen, das war toll.
Aber nichtsdestotrotz, eines der anderen Highlights war natürlich ´98 der Kontakt zu Wolfsheim- und De/Vision-Produzent José Alvarez-Brill, der mit meiner anderen Band, "Lunastoy", englischsprachig in diesem Fall, einen Major-Deal bei der BMG abgeschlossen hat. Das war natürlich auch geschmeidig.

Otti:
Land der Egomanen, aber auch der "Gegen Nazis"-Aufdruck auf der CD, sprechen eine deutliche Sprache. Manchmal habe ich aber auch das Gefühl, daß gerade in unserer Szene, der Ebm-/Gothic-Szene, sich viel zu wenig Menschen gegen dieses Thema aussprechen. Wie siehst Du das?
Malte:
Da bin ich mit dir komplett d´accord. Das liegt aber auch daran, ich erlebe es gerade im Osten sehr oft, daß viele, gerade in der EBM- und in der harten Electro-Szene, sehr rechts-durchsetz sind. Und dann gibts da noch, ich sage immer ganz rechts vom astralen, diese rechten Esoteriker. Und ich denke, da muss man ein klares Zeichen setzen. Da kann man sich schon der einen oder anderen verbalen Konfrontation nicht entziehen, und wer das nicht versteht kann auch gerne nochmal nachfragen.

Otti:
Okay. Sowohl bei "Heisses Wachs" auch als in "Du bist so schmutzig", sprichst Du deutlich das Thema "SM" an.
Malte:
Joa!
Otti:
Beschreibst Du damit Teile deiner Sexualität? Und wie wichtig ist es für dich, gerade über solche Themen offen zu sprechen?
Malte:
Mir ist es sehr wichtig über Sexualität offen zu sprechen, meine eigene gestaltet sich aber ein bißchen anders. Ich bin allerdings fasziniert von diesen Locations wo das sehr verschmilzt, Fetisch und Gothic. Das ist eine Sache die ich seit längerer Zeit erlebe, die mich fasziniert, und der ich eigentlich mal eine Homage bieten wollte mit "Heisses Wachs". Auch unser guter Kontakt zum "Darkspy" wird dadurch betont, und das war mir schon wichtig.
Ansonsten glaube ich einfach, ich bin weder devot noch dominant genug, um mich da wirklich selbst drin wiederzufinden.

Dartfieber

Otti:
In einem Gespräch mit einem befreundeten Musiker letztens, haben wir uns darüber unterhalten, daß die Downloadportale langfristig die CD verdrängen werden. Mit "Endorphin" gehst Du jetzt auch diesen Weg. Warum? Und wie siehst Du diese ganze Situation?
Malte:
Ich finde man muß sich den neuen Medien stellen, das ist völlig in Ordnung. Aber ein bißchen blutet mir auch das Herz. Ich komme ja aus der Schallplattenecke, damals fand ich das immer grandios, am Besten Doppel-LP mit tollen Bildern und so, das fand ich super.
Dann hab ich mich mit der CD angefreundet, das ist schon ein bißchen länger her. Und ich merke, in dem Punkt bin ich einfach "Oldschool", total nostalgisch. Download ist einfach schnell, überall verfügbar. Und damit die "Superikone"-Fanbase nicht dazu verdonnert ist, sich das illegal aus einer Tauschbörse zu saugen, haben wir "Endorphin" zur Verfügung gestellt. Wir haben auch mit unserem Backkatalog, das Album "Opiate", die Single "Opiate" angefangen, damit die Leute das nutzen können. Jeder halt so wie er es mag.
Otti:
Da hat wahrscheinlich auch der Markt an sich gepennt, weil ja erst sehr spät solche Portale überhaupt rausgekommen sind.
Malte:
Ja auf jeden Fall. Das ist sicherlich auch ein ganz spannendes Medium, und man kann, wenn man will, auch sehr kreativ damit umgehen, aber ich denke, da wird der Zahn der Zeit auch zeigen, was damit passiert. Ich glaube eine Hysterie ist noch nicht angesagt.
Man muss einfach die neuen Medien nutzen. Guck dir doch die Vielzahl der Internetradios an. Das ist einfach ein Medium was total abgeht, ich finde es Klasse mich da verwirklichen zu können, und als Musiker sollte man das auch ähnlich sehen. Ob jemand sich ne CD brennt, oder ob er sich das downloaded, also mir persönlich fällt da kein Ei aus der Hose.
Ich mag gerne echte CDs, und ich mag gerne legale Downloads.

Otti:
Mit Karsten hast Du einen Manager gefunden, der sich wirklich den Arsch für dich aufreißt. Wie habt ihr euch kennengelernt, und was verbindet euch außer der Musik?
Malte:
Karsten kenne ich jetzt schon seit Mitte der 90er Jahre. Wir haben uns hier in Köln im Lalic kennengelernt. Damals waren "Front 242" gerade hip, und "Frontline Assembly", und Ministry lief gerne mal, und seit dem kennen wir uns, und verstehen uns gut. Er war von Anfang an sehr begeistert davon, selber Musik zu machen. Er war ja mehr so ein Synthiefan und bot sich an, den ganzen Kram im Hintergrund zu machen, um das ein wenig anzuschieben. Und er hat ja letztlich auch diesen Major-Deal, den es Ende der 90er gab, eingetütet.
Und so macht er auch die ganzen Sachen für Superikone, und das ist super. Wir verstehen uns da blind und haben vor allem auch getrennte Aufgabenbereiche. Ihn kann man auch schalten und walten lassen wie er will, und er macht das perfekt!

Otti:
Du hast vorhin auch angesprochen, daß Du Familienvater bist und zwei Söhne hast, wie schaffst Du es die Musik, deine Arbeit an sich, und auch die Familie unter einen Hut zu bringen?
Malte:
Das ist ein leidiges Thema, und wenn ich nicht so viel Spaß an der Musik hätte, und auch das Feedback der Leute, davon lebe ich regelrecht... Wenn ich das nicht hätte, dann wäre es sehr sehr schwer.
Ich mache hauptberuflich Projektmanagement, das heißt ich bereise die ganze Republik und mach da Großevents, und da gehört natürlich meine Freizeit in erster Linie meinen Kindern und meiner Frau, das ist klar. Aber Superikone ist mir einfach zu wichtig geworden, das ist ein Standbein, wo ich mich ausdrücken kann, wo ich Leute mit begeistern kann. Die Zeit nehm ich mir einfach.

Otti:
Gerade aufgrund unserer geplanten Zusammenarbeit würde mich natürlich interessieren, wo würdest du gerne nochmal auftreten? Mit wem? Unter welchen Umständen?
Malte:
Eigentlich bin ich da relativ leidenschaftslos. Ich möchte gute Konzerte haben, die mir gefallen, wo ich das Publikum ziehen kann. Ob das nun 20, 100 oder 10000 Leute sind, wäre mir ziemlich egal.
Aber mit dem WGT letztes Jahr haben wir schonmal wieder was großes angekratzt, das war ähnlich wie das Festival in Rumänien, und so Amphi, Méra Luna, die ganzen großen Sachen würde ich natürlich schon gerne nochmal mitnehmen. Haltet Augen und Ohren offen! ;)

Otti:
Beachtlichen Zuspruch kriegst Du auch aus dem Ausland, z.B. Mexico und Polen, oder auch Rumänien. Was meinst du, warum gerade deutsche Electro-Acts, wie ich festgestellt hab, in diesen Ländern populär sind?
Malte:
Das ist eine sehr gute Frage, ich weiß es nicht! Ich wunder mich immer selbst.
Wahrscheinlich ist es die Auseinandersetzung, wenn du Deutsch als Fremdsprache hast, was ganz anderes. Das ist wie bei uns, wie wir mit englischer Musik umgehen. Das hat einen anderen Charakter, die Konfrontation mit den Inhalten ist nicht so direkt, sondern man muss sich mehr damit auseinandersetzen. Da scheint eine Faszination hinter zu stecken.
Otti:
Naja, was ich mich frage, mit den Metallspürhunden hatten wir letztens ein ähnliches Thema, die sind ja quasi über Deutschland in die Schweiz zurückgegangen. Aber beide Länder sind deutschsprachig.
Malte:
Wie gesagt, ich weiß es nicht genau. Ich würd das gerne mal austesten, mehr in diesen Ländern spielen, um mir einen direkten Eindruck zu verschaffen. Aber das ist natürlich mit einem großen organisatorischen Aufwand verbunden.

Otti:
Als "Idole" bezeichnest Du auf deiner Homepage alle diejenigen, die ihr gegenüber respektieren. Meinst Du nicht, daß es gerade dieser mangelnde Respekt gegenüber Mitmenschen und der Natur ist, daß die "Machtmenschen", die Du ja auch besingst, unsere Welt zerstören?
Malte:
Ja, da seh ich einfach einen großen Einfluß der Lobbyisten. Die leben das vor, und es werden auf der anderen Seite Werte propagiert. Im Endeffekt werden diese Werte aber nicht gelebt, die werden groß in die Welt hinausgeschrien, aber keiner hält sich dran. Und das führt natürlich auch in unserem Alltag wieder zu einem Werteverfall.
Ich glaube, ich kann von meinem Mitmenschen nicht erwarten, daß er Respekt hegt gegenüber seinen Mitmenschen und der Natur, wenn er mitbekommt, es ist ganz egal, daß jemand 50000 feindliche Iraker erschießt, weil die grad zufällig einer Ölleitung im Weg standen. Das ist ein ganz großes Thema, welches man ganz schlecht pauschalisieren kann. Jeder ist gefragt, seine Werte zu hinterfragen.
Otti:
Vielleicht sollte man auch wieder neue Werte in die Welt bringen?
Malte:
Ja schon, ich persönlich befürworte das auch. Allerdings gibt es auch ganz viele, die früher liberal waren, und die jetzt wertekonservativ werden. Nicht konservativ in den Werten, die sie der Welt geben wollten, sondern klassisch konservativ. Der Rebell von gestern macht dann ne schöne Ausbildung, lebt wie seine Eltern, weil die neuen Werte nicht verinnerlicht wurden. Aber man kann auch nicht sagen, so oder so muss es sein, es ist einfach jeder dazu aufgefordert, sein Verhalten den Mitmenschen gegenüber zu hinterfragen.
Otti:
Sozusagen, daß jeder einzelne auch verantwortlich für sein Umfeld ist.
Malte:
Richtig!

Otti:
Deutschland befindet sich gerade auch im wirtschaftlichen Aufschwung, wie ich gelesen hab. Was merkst Du davon?
Malte:
Musikalisch überhaupt nichts. ;)
Ich merke, daß mein "normaler" Beruf gerade sehr expandiert. Ich merke das an der Arbeitslage. Aber warten wir mal ab, ich denke man sollte da auch die Kirche im Dorf lassen.
Es werden ja immer so Wellen gemacht. Es gibt natürlich ein paar Arbeitslose weniger, nun werden die aber auch in 1-Euro-Jobs gepackt, in berufsbildende Maßnahmen und so nen Kack...
Also einfach mal den Ball flachhalten. Wir schauen mal, wie das so in fünf, sechs, sieben Jahren aussieht, da schreien sowieso alle wieder. Insofern einfach mal ruhig bleiben.


"Ich möchte gute Konzerte haben, die mir gefallen, wo ich das Publikum ziehen kann."

Otti:
Und jetzt zur letzten Frage. Wenn Du irgendjemand, irgend einen Toten, egal wen, zum Leben wiedererwecken könntest, wen würdest Du nehmen?
Malte:
Ich würde glaub ich Gandhi nehmen, ihm sämtliche Sprachen dieser Erde verpassen, und ihm mit meinen letzten Kröten eine Welttournee spendieren!

Art des Interviews: face2face
05/04/07 by Otti
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