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Interview (Musik)Blättern: Vorheriger Artikel | Nächster Artikel

CAT O´ NINE: "Volle Kraft voraus"

Cat o´ Nine stehen für waschechten Piraten-Folk. Dieser Tage hat die vierköpfige Formation - Besetzung siehe ganz unten - ihre zweite LP Too Long At Sea veröffentlicht, weswegen ich mich umfangreich mit den Damen und Herren befassen durfte. Eine entsprechende Story findet ihr im kommenden Legacy-Heft #136 . Und hier dürft ihr nun ein ausführliches Interview mit den musizierenden Seeleuten nachlesen:

Otti:
Zunächst mal ganz allgemein gefragt: Angesichts des Releases Eurer neuen LP Too Long At Sea, welche Gefühle und Stimmungen wogen derzeit durch die Reihen von Cat o´ Nine?

Cooper:
Im Zuge eines neuen Releases ist die Freude natürlich immer riesig. Die ersten Reaktionen beflügeln uns bereits sehr.

Cat o´ Nine
"Sprache formt das Denken und Denken formt die Sprache."

Otti:
Das Album ist im Schatten der Pandemie entstanden. Welchen Einfluss hatte selbige auf Songwriting und Aufnahmen?

Cooper:
Bis auf den Titeltrack befasst sich keines unserer neuen Stücke mit der derzeitigen Situation. Too Long At Sea ist bereits im März 2020 entstanden, was uns zeigt, dass uns das Thema damals natürlich stark beschäftigte. Niemand von uns wusste ja, inwieweit sich unser Leben verändern wird. Alles war plötzlich ungewiss. Heutzutage wissen wir, dass die Kernaussage von La tempête das Wichtigste ist, nämlich in Krisensituationen an einem Strang zu ziehen.Was die Aufnahmen anbelangt, war die Situation schon echt schräg, da wir uns im zweiten Lockdown befanden und uns lediglich die Klinke in die Hand drückten.

Otti:
Wenn Ihr nun selbst Too Long At Sea mit Weit hinaus vergleicht, auf welche Neuerungen in Eurem Sound und Eurer Arbeit seid Ihr besonders stolz?

Micci:
Für mich persönlich ist dieses Album was ganz Besonderes. Die Aufnahmen für das Debüt Weit hinaus waren schon fast fertig, als ich in die Band einstieg. Ich hatte noch die Möglichkeit, zu einigen Songs ein paar Percussions beizusteuern. Ich war etwas überrumpelt, denn solche Aufnahmen hatte ich zuvor noch nie gemacht, aber die Crew hat mich ganz fantastisch unterstützt. Too Long At Sea ist da natürlich dann nochmal was ganz anderes. Hier hab ich von Anfang an die Songs mit gestalten können. Die Band ist seit dem ersten Album nun mit ihren Mitgliedern beständig und zu einem guten Ganzen zusammengewachsen. Ich finde, dass man das dem Album anhört. Die Songs sind so unterschiedlich wie die Bandmitglieder auch, und doch hat sich darin ein ganz eigener Cat o´ Nine-Stil entwickelt, und das ist durchaus etwas, worauf man als Band sehr stolz sein kann.

Cooper:
Zunächst einmal freuen wir uns, dass Micci diesmal alle Songs selbst einspielen konnte. Das war bei Weit hinaus anders, da sie gerade frisch zur Crew stieß, während Andreas von Punch´n´Judy an den Percussions aushalf. Stolz bin ich persönlich auf die thematische sowie musikalische Vielfalt des Albums. Dieses Werk ist noch breiter aufgestellt als sein Vorgänger. Außerdem kommt die E-Gitarre diesmal häufiger zum Einsatz.

Cat:
Ich bin froh, dass wir uns die Freiheit genommen haben, unserem Gefühl zu folgen und eben nicht bestimmte Erwartungen an unsere zweite CD zu erfüllen. Speziell bedeutet dies hier eine musikalische Bandbreite, bezogen auf Dynamik, Tempo, Instrumentierung, inhaltliche Aussagen und Stile, die trotz ihrer Unterschiedlichkeit den Bogen einer Geschichte spannen.

Otti:
Angesichts Eurer noch vergleichsweise kurzen Bandhistorie - inwieweit werdet Ihr denn mit Erwartungen von Außenstehenden konfrontiert?

Cat:
Ich denke, die Zuhörer haben schon ein recht flottes Album erwartet. Wer unsere Shows kennt, weiß, dass wir auf der Bühne stets schmissig sind, doch für die zweite CD haben wir einfach entschieden, dass bspw. mit Sternenglanz und Meeresmädchen zwei Stücke vertreten sind, die niemand erwartet hat, da sie sehr ruhig angelegt sind und bei denen wir das Piano zum Einsatz bringen, was wir in der Form noch nicht hatten.

Cooper:
Auch Grendel wird niemand erwartet haben, da es - auch wenn wir eine gewisse Ernsthaftigkeit auch vorher nicht scheuten - emotional schon sehr tief geht. Die ruhigen Stücke sind die, die wir live nicht spielen.

Otti:
Was waren auf der anderen Seite die größten Herausforderungen in Sachen Songwriting und Produktion, die Ihr im Zusammenhang mit der neuen LP bewältigt habt?

Cat:
Die einzige Herausforderung bestand darin, unseren Soundmagier Christian Bargel motiviert zu halten, weil Sascha und ich gerne herumexperimentieren und hier und da noch das eine oder andere ausprobieren wollten. Wenn Christian nicht irgendwann "Stop" gesagt hätte, wären wir heute noch im Tonstudio.

Otti:
Jetzt jeden einzelnen Song zu "zerlegen" macht wenig Sinn, daher die Frage: Welches Lied ist für Euch inhaltlich und emotional das tiefgehendste, und aus welchen Gründen?

Micci:
Ich finde die Frage gar nicht so einfach zu beantworten. Mich für nur einen Song zu entscheiden, fällt mir schwer. Es gibt so einige emotionale Songs, die durchaus auch ganz unterschiedliche Emotionen ansprechen. Ich hebe hier jetzt mal Walhalla hervor. Der Song berührt mich auch jedes Mal, wenn wir ihn spielen. Es ist der Abschied, die Liebe, die Trauer. Man kann diesen Kampf und diese Endgültigkeit in dem Song spüren. Er nimmt die Leute mit auf eine Reise voller Emotionen.

Cooper:
Das ist tatsächlich schwer zu beantworten, da mich mehrere Stücke aus verschiedenen Gründen sehr berühren. Bei Unnergahn ist es der Refrain, der die Aussage dieser Sage perfekt unterstreicht. Grendel trifft mich mitten ins Herz, weil ich persönlich einen starken Bezug zu diesem Stück habe, da ich bereits 2012 eine frühe Aufnahme dieses epischen "Requiems" auf der Beerdigung meines Vaters spielte. Die schwarze Armada liegt mir sehr am Herzen, da ich mal wieder einen Text von Cat vertonen durfte, und wenn sie zufrieden damit ist, macht es mich glücklich. Und bei Sternenglanz fange ich stets an zu träumen.

Cat:
Für mich sind alle Songs Kapitel einer zusammenhängenden Geschichte, die wie Perlen auf einer Schnur von Christian miteinander verbunden wurden. Sie stehen zwar alle für sich, und doch erzählen sie den komplexen Zusammenhang einer Reise, so wie es auch schon auf dem ersten Album war.

Otti:
Mir ist aufgefallen, dass Ihr in Unnergahn norddeutsches Platt verwendet. Wie kam es denn dazu?

Cooper:
Der Song basiert auf der Koserower Vineta-Sage, und bei meiner Recherche stieß ich auf eben diese Textzeilen. Ich wollte die Zeilen nicht ins Hochdeutsche übersetzen, da der Text dadurch zum einen authentischer wirkt und ich zum anderen sieben Jahre lang regelmäßig in Ostfriesland war und gerne Platt sprach.

Otti:
Überhaupt arbeitet ihr in Eurer Lyrik mit unterschiedlichen Sprachen. Was ist der Hintergrund dieser Vielfalt?

Cooper:
Wir legen in vielen Häfen dieser Welt an und haben es daher mit vielen Sprachen zu tun. Hehe. Nein, im Ernst: Manche Songs scheinen gerne auf Englisch gesungen zu werden. Das plane ich vorher nicht. Es ergibt sich einfach. Ich könnte mir bspw. Too long at sea nicht auf Deutsch vorstellen. Und Französisch singe ich einfach gerne, auch wenn ich die Sprache nicht so gut beherrsche. Live spielen wir sogar eine albanische Nummer. Italienisch wollen wir auch noch in Angriff nehmen.

Otti:
Und etwas philosophischer gefragt: Welche Bedeutung, aber auch Macht, hat Sprache ganz allgemein nach Eurer Ansicht?

Cooper:
Wer eine Sprache, auf die er angewiesen ist, nicht beherrscht und sie nur rudimentär spricht, wird sich niemals mit ihrer Hilfe schützen, verteidigen oder für sich selbst einstehen können. Sprache formt das Denken und Denken formt die Sprache.

Cat:
Poetische Sprache schenkt jedem die Möglichkeit, seine ureigensten Interpretationen eines Textes in Zusammenhang mit seiner eigenen Lebenswirklichkeit vorzunehmen und sie mit seinen eigenen Empfindungen zu füllen, die noch zusätzlich durch die Musik transportiert werden.

Micci:
Bezogen auf unsere Songs kann ich für mich nur sagen, dass die Musik gegenüber der Sprache die stärkere Macht ist. Ich spreche und verstehe zum Beispiel überhaupt kein Französisch und dennoch erreicht mich der Song La Tempête sofort. Natürlich habe ich mir den Text auf deutsch übersetzen lassen und weiß, worum es geht. Bei der Entstehung des Songs war es so, dass Sascha ihn der Band vorgestellt hat, und es dauerte gar nicht lange, da floss er schon durch mich durch und hat mich mitgenommen und meine Hände auf den Trommeln geführt. Das schafft die Musik, da ist die Sprache zweitrangig. Das Gefühl wird in allen Sprachen transportiert.

Otti:
Ich finde es im Folk unter anderem spannend, wenn ausgefallene Instrumente, wie bei Euch, ins Spiel kommen. Wie gestaltet sich denn da die Komposition? Und nach welchen Kriterien wird welches Instrument für welchen Song eingesetzt?

Cat:
Zunächst schreibt Sascha einen Song, zu dem ich dann etwas auf der Bratsche entwickle. Wenn dieses Grundgerüst steht, geht der Song in die Band.

Cooper:
Kurz vor der Fertigstellung von Ciprian´s Bar bspw. hat sich Seb ein Gitarrenbanjo besorgt. Da dieses Instrument perfekt zum Song passte, wurde es dafür eingesetzt. Und die Wahl der Instrumente, die Kathrin spielt, richtet sich in erster Hinsicht danach, aus welchen Harmonien der jeweilige Song besteht, und natürlich, wonach ihr der Sinn steht. Angela überlegt auch stets genau, welche Trommeln wo zum Einsatz kommen. Da beweist sie ein gutes Gespür.

Otti:
Im Vergleich zu anderen Piraten-Bands, (inklusive Punch´n´Judy, bei denen einige von Euch ja auch aktiv wart), habt Ihr mit Cat o´ Nine einen vergleichsweise ruhigen Klangkurs eingeschlagen. War das eine bewusste Entscheidung? Und welche musikalischen Einflüsse haben diesen Kurs beeinflusst?

Cooper:
Es war uns von Beginn an klar, dass die Cat o´ Nine-Songs nie solch eine Wucht wie die von Punch’n’Judy haben werden, da wir zum einen kein Schlagzeug einsetzen und zum anderen komplett akustisch spielen. Außerdem war Punch´n´Judy eine Crossover-Folk-Band. Cat o’ Nine hingegen ist eine waschechte Pirate-Folk-Band, wenn auch mit eigenem Stil. Wir wollten nie eine Kopie des Punch sein.

Otti:
Was hat denn überhaupt den Ausschlag gegeben, neben Punch´n´Judy noch ein weiteres Musikprojekt auf die Beine zu stellen?

Cat:
Als Sascha und ich uns 2014 kennenlernten, war uns schnell klar, dass wir gemeinsam Musik machen wollen. Das bekamen die Puncher natürlich mit, und so fragten sie mich, ob ich nicht Lust hätte, Teil des Silent Punch (Punch´n´Judy akustisch) zu werden. Das war für Sascha und mich die Gelegenheit, gemeinsam in einer Band zu spielen. Allerdings trat der Silent Punch eher selten auf. So war es schlicht und einfach eine Frage der Zeit, eine eigene Band zu gründen.

Cooper:
Ich persönlich war absolut dankbar, neben Punch´n´Judy etwas ganz anderes machen zu können, vor allem aber, gemeinsam mit Kathrin rund um die Uhr Musik zu machen. Jetzt, wo der Punch seit einem Vierteljahr Geschichte ist, bin ich natürlich froh, dass Cat o´ Nine mittlerweile an diesem Punkt ist. Das heißt "Volle Kraft voraus".

Otti:
Um die kostenintensive Restauration der Gorch Fock gab es ja in den vergangenen Jahren hitzige Diskussionen. Als Seeleute, die sicherlich dem Segelschiff zugeneigt sind, wie blickt Ihr auf diese Geschichte?

Cat :
Da müssen wir wohl alle anmerken, dass die Restauration der Gorch Fock nicht unsere Baustelle ist. Die Restauration dieses geschichtsträchtigen Schiffes hat mit Sicherheit ihre Berechtigung. Daher fielen hohe Kosten an. Dazu können wir allerdings nicht wirklich viel sagen.

Otti:
Guybrush Threepwood, Klaus Störtebeker oder Jack Sparrow - mit wem von den dreien würdet Ihr am liebsten mal einen Rum teilen? Mit welcher Begründung?

Cooper:
Mit Jack Sparrow, weil er sympathisch durchgeknallt ist.

Cat:
Klaus Störtebeker ist mit Sicherheit ein interessanter Typ gewesen, sofern es ihn wirklich gab. Allerdings hätte er mich bei dem Namen hundertprozentig unter den Tisch getrunken.

Micci:
Ich entscheide mich da jetzt mal für Jack Sparrow. Ich behaupte einfach mal, dass er der am besten aussehende Pirat ist... Und ich glaube, mit ihm hätte ich zwar nicht viel zu trinken, weil er alles alleine trinken würde, aber dafür am meisten Spaß!

Otti:
Wenn es nun nach Euren Wünschen und Vorstellungen ginge - wie wird die Reise von Cat o´Nine in den nächsten Monaten weitergehen?

Micci:
Unser Album ist ganz frisch auf dem Markt. Ich wünsche mir, dass wir damit erfolgreich sind, dass wir damit möglichst viele Menschen erreichen, dass den Hörern unsere Musik gefällt und dass sie die Emotionen spüren, die die Songs mit sich bringen. Und ich würde mir wirklich wünschen, dass ganz bald wieder viele Auftritte möglich sind und wir zusammen mit unserem Publikum feiern können!

Cooper:
Ja, Live-Auftritte sind das Salz in der Suppe, oder besser, das Wasser für den Fisch.

Cat:
Dem schließe ich mich an.

Cat o´ Nine sind:
Cat (Kathrin Kaeufer) - Viola, Geyerleier, Taiko-Trommeln, E-Piano, Kazoo, Gesang
Captain Cooper (Sascha Kaeufer) - Gesang, Gitarre, Geyerleier, E-Gitarre
Seb, die olle Peitsche (Sebastian Göbel) - Bass, Gitarrenbanjo, Djembe, Gesang
Micci Mezzoforte (Angela Miccolis) - sämtliche Percussions

Mehr Infos:
facebook.com/cato.o.nine

Art des Interviews: Email
12/08/21 by Otti
CAT O´ NINE in unserer Band- und Künstlerdatenbank

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