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Interview (Musik)Blättern: Vorheriger Artikel | Nächster Artikel

Andreas Gross

Melancholie als Grundthema - Sinnliche Melodie als Ausdruck. Andreas Gross ist eine aus einem Soloprojekt entstandene Bandformation, welche sich dem Wave in seiner verträumtesten Version verschrieben hat. Seichte Synthie-Arrangements treffen hier auf hauchzarte Gitarren, durchtränkt von mal schwermütigem, mal engelsgleichem Gesang.
Im Zuge meiner neu aufgenommenen Arbeit fürs NEGAtief-Magazin durfte ich einen Artikel über Andreas Gross schreiben, dem das folgende Mail-Interview zugrunde lag. Den eigentlichen Artikel findet ihr in der aktuellen NEGAtief-Ausgabe (Oktober/November 09), welche ihr unter anderem auf www.negatief.de kostenfrei als PDF downloaden könnt. Wer die Printversion des Heftes bevorzugt kann sich das NEGAtief auch kostenlos im Abo bestellen... Man zahlt lediglich die Portokosten!
Aber nun genug der Werbung, ich wünsche euch viel Spaß mit diesem Interview, bei dem mir Bandgründer- und Mastermind Andreas Rede und Antwort stand, und wir vor allem über das aktuelle fünfte Album der Band We Like Ghost Girls sprachen.

Otti:
Am 09.10.2009 erscheint euer fünftes Album We Like Ghost Girls. Mit welchen Gefühlen blickst Du auf diesen Release, und was unterscheidet ihn in deinen Augen von den bisherigen Alben?

Andreas:
Auf jeden Fall blicke ich mit sehr zufriedenen Gefühlen auf dieses Album. Keine andere Musik würde meine momentane Befindlichkeit im Allgemeinen und meine aktuellen Fähigkeiten als Musiker im Besonderen besser wiedergeben als We Like Ghost Girls. Meine Mitmusiker und ich haben an dem Album auch wirklich recht entspannt über Monate hinweg gearbeitet, ganz ohne Termindruck und rein aus Freude an der Musik. Es unterscheidet sich von der Stimmung her nur wenig von den übrigen vier Alben, aber es ist ein großartiges Konglomerat aus den verschiedenen Stilen geworden, die auf den anderen Alben bereits angedeutet wurden - und dennoch ist es wesentlich homogener, reifer und - was die Produktion betrifft - am professionellsten geworden, obwohl es wie sonst auch in meinem Studio aufgenommen wurde. Außerdem ist es das längste Album bisher.


"Der Titel ist ausnahmsweise mal ohne die bissige Ironie der letzten vier Albumtitel."

Otti:
Du hast aus einem Soloprojekt mittlerweile ein loses Bandensemble geschaffen, welches gerade auch auf diesem Album wunderbar harmoniert. Inwieweit siehst Du Andreas Gross denn jetzt als gefestigtes Bandprojekt, und wieviel Einfluss hatten die anderen Musiker auf Produktion und Arrangement der neuen Songs?

Andreas:
Ich denke und hoffe schon, dass die Band sich nunmehr auch als solche sieht. Mit dieser Platte können sich wohl alle meine Mitmusiker sehr gut identifizieren, denn alle waren bei der Produktion engagiert und zuverlässig bei der Sache - besonders Christian musste ich am Schluss schon fast bremsen, weil das Album sonst zu lange geworden wäre. Vor allem er hat viel zum neuen, etwas elaborierteren Sound der Band beigetragen. Man kann sagen, dass alle ihr Bestes gegeben haben, dass die Musik so klingt wie sie nun mal klingt, auch wenn ungefähr 80-90 Prozent von mir erdacht und vorgegeben sind. Abgesehen davon hat Tabitha, unsere Sängerin, auch wieder zwei Songs geschrieben, wie auch schon auf Hail to the employee.
Die Besetzung hat sich im Prinzip ja gar nicht verändert seit Hail, es ist lediglich Christian Bohr als zusätzlicher Gitarrist hinzugestoßen und Jannika Schneider hat zu zwei Songs den Gesang beigetragen. Sie ist übrigens die kleine Schwester von unserer ersten Sängerin, was mich immer an Borderline Poetry (2005) denken lässt, wenn ich die Songs höre.

Buchmaxe

Otti:
Mit Roads habt ihr dieses Mal einen Coversong im Programm, der von Mikael Akerfeldt und Josh Silver im Rahmen des Roadrunner United-Albums komponiert und veröffentlicht wurde. Was denkst Du über diese eigenwillige Label-Compilation, und wie kam es dazu, dass ihr gerade diesen Song für euere Zwecke umgeschrieben habt?

Andreas:
Mit dem Cover von Roads hing mir unser Gitarrist Thomas Stumpf schon seit unserem Album Close to home (2007) in den Ohren; er musste mich die ganze Zeit ziemlich überreden dazu. Allerdings hatte er absolut Recht, der Song eignet sich prima für unsere Band, schon alleine wegen dem Cello und der sanften Melodie; außerdem könnten die Lyrics glatt von mir sein. Die Vocoderstimme sollte übrigens ursprünglich nur eine Art Übungsspur für die Sängerin sein, aber es hat sich dann so seltsam entrückt angehört, dass wir den Vocoder so wie er war draufgelassen haben. Es war gar nicht so leicht, den Song als Klavierstück umzuarrangieren.
Ich habe mir zwar die Roadrunner United-CD gekauft, aber ehrlich gesagt kann ich mit dem Rest der Platte nicht viel anfangen.

Otti:
Bei so feinsinnig arrangierten Stücken ist es doch recht interessant wie diese genau entstehen. Nehmen wir Stone Thrower, der durch seine Vielschichtigkeit und exquisit passende Nuancierung besticht: Beschreib doch mal bitte gebündelt, wie dieser Song von der Idee bis zum Endwerk gewachsen ist.

Andreas:
Meinen Anteil der Musik zu Stone Thrower habe ich in etwa zwei Tagen im Studio komponiert und eingespielt. Die Lyrics waren schon etwas länger fertig. Ich kann mich erinnern, dass ich durch einen gewitterbedingten Stromausfall nach ein paar Stunden nochmal von vorn beginnen musste, was aber gut so war, denn ich war erst ganz und gar nicht zufrieden. Die eingängige Gitarrenhookline und auch die anderen Gitarrenspuren wurden später von Christian eingespielt. Ich habs ihm (wie eigentlich immer) auf dem Synth kurz vorgepielt, es folgte eine obligatorische Notations- und Übungsphase und dann haben wir aufgenommen. Da ich nichts von nachträglichen Korrekturen halte und ohnehin nur mit Hardware arbeite, müssen gerade die Instrumentalspuren direkt tadellos eingespielt werden. Für Tabitha bereite ich meist bewusst eine eher vage Melodie-Idee vor, die sie dann frei interpretiert und wir einigen uns am Schluss auf das Ergebnis, welches uns beiden am meisten zusagt. Später haben wir dann noch einige echte Drums darüber aufgenommen. Wir sind alle sehr zufrieden mit Stone Thrower, daher sehen wir den Song als eine gute erste Single und haben daher schon einen kürzeren Radio-Mix angefertigt.

Otti:
Gerne werden Musiker über ihre musikalischen Einflüsse befragt, zu denen Du dich auch schon anderweitig ausführlich geäußert hast. Wichtiges Element bei Andreas Gross und besonders auch auf We Like Ghost Girls sind aber auch die lyrischen Texte, welche Vorbilder und Einflüsse würdest Du denn hier für dich als besonders prägend ansehen?

Andreas:
Durch meinen Job als Germanistik-Dozent und Deutschlehrer habe ich immer viel mit Texten jeglicher Art zu tun, die mich natürlich zum Nachdenken und Reflektieren über mein eigenes Leben anregen. Bei dem Song Neologism sind zum Beispiel ja auch einige Metaphern von Kafka mit eingebunden (in dem Fall aus Der Kübelreiter), wenn auch verfremdet und in anderem Kontext. So etwas mag ich. Ansonsten kommen die Lyrics genau wie die Musik aus mir selbst heraus, ein Prozess, den ich gar nicht so richtig beschreiben oder deuten kann. Hinterher denke ich dann immer "...hey, DAS ist von MIR???"

Otti:
Inhaltlich bewegen sich die Texte oft zwischen Verlustangst, Hoffnungslosigkeit und den Schwierigkeiten des Lebens. Liest man zwischen den Zeilen, entdeckt man aber auch immer wieder eine gut dosierte Portion Optimismus, die durch die düstere Fassade hindurch schimmert. Was in deinem Leben, neben der Musik, lässt dich weiterkämpfen oder beflügelt dich gar?

Andreas:
Nichts weiter. Nur die Musik selbst.

Otti:
Nirgendwo gibt es Informationen über anstehende oder vergangene Konzerte von euch. Ist Andreas Gross ein reines Studioprojekt?

Andreas:
Das stimmt - Andreas Gross ist ein reines Studioprojekt. Eine Tatsache, die es bisher etwas schwer machte, bekannter zu werden und viele Platten zu verkaufen. Daher bin ich sehr dafür, das in naher Zukunft zu ändern! Konzerte zu geben hat im Moment sogar absoluten Vorrang für uns, da neue Songs zu schreiben und aufzunehmen jetzt erst mal unsinnig wäre, bei so einem umfangreichen Backkatalog. Wir könnten ja mit fünf Alben locker fünf Stunden am Stück spielen. Geplant sind Gigs im letzen Quartal 2009 und natürlich im nächsten Jahr so viele wie´s geht. Ich hätte auch nicht übel Lust, danach eine Live-DVD zu veröffentlichen. Konkrete Termine werden vom Label noch bekannt gegeben. Einfach auf unserer Website nachgucken.

Otti:
Auf euerer Myspace-Seite gibt es überraschend viele optisch sehr ansprechende und gut produzierte Videoclips zu bestaunen. Wie wichtig ist dir die visuelle Untermalung euerer Musik? Und auf welche Art und Weise sind die Clips entstanden?

Andreas:
Musikvideos find ich sehr wichtig, weil sie dem Rezipienten eine Möglichkeit bieten, unsere Musik in einen popkulturellen Kontext zu stellen, den die Musik alleine vielleicht so direkt gar nicht hat; es erleichtert unter Umständen die Konsumierbarkeit, weil ein Weg vorgegeben wird, in welche Richtung die Songs zu interpretieren sind. Auditives und Visuelles gehen ja ohnehin Hand in Hand. Alle Clips habe ich selbst gedreht und produziert, was sehr viel Spaß gemacht hat, es ist weniger anstrengend, als ein Album im Studio aufzunehmen. Es gibt demnächst übrigens auch eine DVD. Oft genug angekündigt habe ich diese ja schon.

Otti:
We Like Ghost Girls ist ein schöner, aber auch schwer einzuordnender Name für ein Album. Auf welche "Geister-Mädchen" bezieht ihr euch damit, und welche Beziehung habt ihr zu diesen?

Andreas:
Der Titel ist ausnahmsweise mal ohne die bissige Ironie der letzten vier Albumtitel. Er spielt nicht zuletzt auf unsere bisherigen Musikvideos an, in denen ich die Sängerinnen immer als eine Art flüchtiges und fast hexenhaftes "Geistermädchen" inszeniert habe - blass, mit toten weißen Augen, manchmal mit schwerem schwarzen Kapuzenumhang. Eine schöne Metapher. Die Musik auf dem Album ist ja ebenso düster, filigran, sehnsuchtsvoll und kaum stofflich greifbar wie ein kleines, trauriges aber auch liebenswürdiges Geistermädchen. Im Zusammenhang mit dem Cover-Artwork wirkt es gleichzeitig typisch "gothic" im eigentlichen (literarischen) Sinne, aber eben auch wie ein ironischer Bruch mit der aktuellen Szene. Wir lassen uns eben nicht gerne in Schubladen stecken.

Art des Interviews: Email
08/26/09 by Otti
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